18.05.2020 - Tags:

Urbane Mobilität: Wie können wir unsere Städte lebenswerter gestalten?

Im steten Fokus urbaner Planung steht die Frage: Wie können wir Städte lebenswerter gestalten? Fest steht: Die Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs (MIV) auf die urbane Ökologie und Ökonomie sind dabei signifikant. Zwei mögliche Ansätze von Smart Cities: Die kostenfaire Aufteilung des Straßenraumes und die Chancen des Mobilitätsmanagements.

Einen großen Stressfaktor stellen Umweltbelastungen durch Luftschadstoffe wie CO2, NOX und Feinstaub für die Lebensqualität im urbanen Raum dar, aber auch Lärmbelastungen und die ungleiche Raumverteilung für Mobilitätsteilnehmende sind entscheidende Merkmale. In den ersten Monaten dieses Jahres, zu Zeiten von Corona, wurde vielen deutlich, wie positiv sich ein Rückgang des fließenden und ruhenden Verkehrs auf die Lebensqualität auswirkt. Doch mit den Ausweitungen der Lockerungen kehrt auch der Verkehr in die Städte zurück. Wie kann durch eine gezielte Beeinflussung urbaner Mobilität die Lebensqualität in Städten langfristig erhöht werden? Aktuell werden vielerorts Hoffnungen in die Elektromobilität gelegt, doch ein Austausch von Antriebstechnologien ändert nichts an überhöhtem MIV-Aufkommen. Es wird schnell deutlich: Die Probleme sind nicht nur durch Fortschritte in der Fahrzeug- und Antriebstechnik lösbar, es existiert auch ein Anspruch an kommunale Instanzen zur Maßnahmeninitiierung.

Die Bevorzugung urbaner Straßenflächen im MIV zur Nutzung des ÖPNV resultiert aus einer unverhältnismäßigen Kostenaufteilung der Mobilitätsangebote: Der dem IV zur Verfügung gestellte öffentliche Straßenraum wird von allen Bürger:innen pauschal über Steuern und Abgaben finanziert, während im Gegensatz dazu der ÖPNV größtenteils nutzerfinanziert ist. Zum einen lässt sich an dieser Stelle bereits resümieren: Die Kosten der Nutzung der kommunalen Straßen-Infrastruktur durch den MIV ist im Vergleich zum ÖV unangemessen niedrig. Auch die Aufteilung des Straßenraums fällt zugunsten des MIV aus. In vielen Städten sind bereits Bürgerinitiativen zur fairen Verteilung des bestehenden Raums entstanden und erste Schritte in die richtige Richtung eingeleitet.

Aber auch die Digitalisierung ist im Bereich der Mobilität angekommen und hat Auswirkungen auf die Struktur der Mobilitätsangebote. Digitale Verkehrsorganisation und -steuerung kann durch Mobilitätsdaten ermöglicht und Verkehrsströme dynamisch geplant und gesteuert werden. Dies passiert im Individualverkehr unter anderem durch die Bereitstellung der Informationen an die Verkehrsteilnehmenden in Form von Verkehrsbeeinflussungsanlagen. Im Bereich des ÖV bekommen Fahrgäste vermehrt Infos über Verspätungen und aktuelle Anschlüsse über digitale Mobilitäts-Apps zur Verfügung gestellt. Eine Entlastung bestehender Routen und die Attraktivitätssteigerung des ÖV sind nur zwei positive Auswirkungen. Smartes Parken (mehr als 30% der urbanen Verkehrsbelastung resultiert aus Parkplatzsucherverkehren), „Mobility as a Service“, autonomes Fahren und alternative Lieferkonzepte sind weitere Bausteine, die in richtiger Maßnahmenkombination erfolgsversprechend sind.

Es liegt großes Potenzial in intelligenten Mobilitätssystemen, die zwar heute zum Teil schon in Bereichen der Mobilität wiederzufinden sind, aber deren volles Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft ist. Zwar sind die finanziellen Ressourcen vieler Kommunen so knapp, dass der notwendige Unterhalt bestehender Infrastruktur bereits zu Engpässen führt, jedoch ist anzumerken, dass Investitionen in die digitale Infrastruktur langfristig wesentlich kosteneffizienter sind als es z.B. der Bau neuer Straßen ist. Es ist abzusehen, dass sich urbane Mobilität grundlegend verändern wird und kommunale Verantwortungsträger sind gefordert, die passenden Rahmenbedingungen dafür zu schaffen. Die Diversität der Herausforderungen und Entwicklungen fordert dabei individuelle, auf die jeweiligen Gegebenheiten zugeschnittene Mobilitätskonzepte.

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