Elektromobilität: Norwegische Fährgesellschaft befördert keine E-Autos mehr

Aufgrund einer Gefährdungsanalyse dürfen Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellenautos bei der norwegischen Reederei Havila nicht mehr an Bord.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 322 Kommentare lesen

Die Havila Castor verlässt den Trollfjord.

(Bild: Marius Beck Dahle/Werksted, Copyright: Havila Kystruten)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

Eine der beiden großen norwegischen Fährschiffslinien will keine elektrisch angetriebenen Autos mehr befördern. Eine Analyse für die Reederei habe ergeben, dass Batteriebrände in Elektro-, Plug-in-Hybrid- und Brennstoffzellenautos an Bord nicht zu beherrschen sein könnten.

In Norwegen, einer der größten Öl- und Gasexporteure weltweit, ist die Elektromobilität weit vorangeschritten. Dank Strom aus Wasser- und Windkraft im Überfluss fahren in Norwegen Elektroautos nahezu CO₂-neutral, was den Staat schon vor Jahren zu einer sehr aktiven Förderung der E-Mobilität bewogen hat. Bereits 2021 überschritt der Anteil der neu angemeldeten Wagen mit batterieelektrischem Antrieb 54 Prozent an den Gesamtzulassungen. Inklusive Plug-in-Hydrid-Autos überschreitet der Anteil von Autos mit extern ladbarer Batterie bereits drei Viertel.

Kräftig arbeitet Norwegen auch an der Dekarbonisierung seiner für den Inlandsverkehr sehr wichtigen Nahverkehrsflotte, viele Schiffe fahren mittlerweile teilelektrisch und mit Erdgas statt Schweröl, einige Fähren bereits ganz ohne Verbrennungskraftmaschine. Auch die Fährgesellschaft Havila Kystruten fährt mit einigen ihrer Schiffe nur noch auf offener See mit Verbrennungsantrieb. In Fjorden und in der Nähe von Städten jedoch fahren ihre Schiffe mit Batteriestrom.

In ihren Beförderungsbedingungen schließt die Reederei jedoch Autos mit Elektro-, Hybrid- oder Brennstoffzellenantrieb aus, beschränkt aber auch die Mitnahme fossil angetriebener Autos auf einen bestimmten Abschnitt: "Wir nehmen Autos nur auf der gesamten Strecke Kirkenes-Bergen oder Bergen-Kirkenes mit, ... Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffautos sind an Bord verboten."

Das Unternehmen entschied sich aufgrund einer beauftragten Gefährdungsanalyse dazu. In ihr kam die auf Risiko- und Krisenmanagement im Allgemeinen und die Beurteilung von Brand- und Explosionsrisiken im Besonderen spezialisierte Beratungsagentur zu dem Schluss kam, dass die Brände von Elektroautos einen übergroßen Rettungseinsatz erfordern würden.

Einen Brand konventionell angetriebener Autos jedoch könne man in Schach halten. BusinessPortal Norwegen zitiert den Geschäftsführer Bent Martini mit den Worten: "Dies ist eine reine Sicherheitsbewertung, und das Ergebnis der Risikoanalyse zeigt, dass ein möglicher Brand in fossilen Fahrzeugen von den Systemen und der Besatzung, die wir an Bord haben, bewältigt werden kann". Man arbeite an einer langfristigen Lösung des Problems.

Eine Beförderungspflicht für Autos – gleich welcher Bauart – bestehe im Übrigen nicht. Die eingeschränkte Mitnahme konventioneller Autos habe mit den Schwierigkeiten mit dem Tidenhub beim Be- und Entladen zu tun. "Beim Umgang mit Privatfahrzeugen wollen wir weder Fahrzeuge noch Schiffe beschädigen", sagt Havila.

(fpi)