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Nahverkehrstarife Fahrgästen in München droht Preisschub um fast sieben Prozent

Statt billiger werden Bus und Bahn bald wohl deutlich teurer: Der Münchner Verkehrsverbund berät über neue Tarife. Auch die Deutsche Bahn will ihre um zwei Milliarden Euro gestiegene Energierechnung teils weiterreichen.
U-Bahn-Haltestelle Münchner Freiheit

U-Bahn-Haltestelle Münchner Freiheit

Foto: IMAGO/Ulrich Wagner

Fahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr könnten in München bald drastisch teurer werden: Angeblich plant die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die Ticketpreise zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember um durchschnittlich 6,9 Prozent anzuheben. Das berichten die Münchner Zeitungen »tz«  und »Münchner Merkur«  unter Berufung auf Teilnehmerkreise einer Aufsichtsratssitzung am Dienstag. Die Gesellschafter des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) – der Freistaat Bayern, die Stadt München und die umliegenden Landkreise – müssen demnach noch zustimmen. Die entsprechende Gesellschafterversammlung kommt am Freitag zusammen.

Der MVV bestätigte dem SPIEGEL auf Anfrage, dass es aufgrund allgemeiner Verbraucherpreiserhöhungen Gespräche über Preismaßnahmen gibt.

Dem Bericht zufolge würden die Verkehrsbetriebe nur einen kleinen Teil ihrer gestiegenen Kosten an die Fahrgäste weiterreichen. Allein um den zusätzlichen Aufwand für Energie und Material zu decken, müssten die Fahrpreise demnach um 22 Prozent steigen. Die Differenz bedeutet, dass der Bedarf an Zuschüssen für den Nahverkehr steigt. München hat zusätzlich Probleme mit dem Großprojekt eines neuen S-Bahn-Tunnels durch die Innenstadt. Wie die »Süddeutsche Zeitung«  am Mittwoch berichtete, werde die zweite Stammstrecke deutlich teurer und frühestens 2035 fertig.

Die drastisch verteuerte Rechnung für Diesel, Gas und Strom treibt die Verkehrsbetriebe bundesweit um. Die Verkehrsminister der Länder verlangen, dass der Bund ihnen 1,65 Milliarden Euro zusätzlich zahlt. Ihr Drohszenario: Ansonsten müsste der Nahverkehr ausgedünnt und zugleich erheblich teurer für die Passagiere werden. Die Ampelkoalition hingegen will den Nahverkehr dauerhaft verbilligen. Mit ihrem Entlastungspaket brachte sie einen bundesweit gültigen Tarif zwischen 49 und 69 Euro  pro Monat ins Spiel. Damit hätten die Betreiber kaum noch Spielraum, höhere Fahrpreise durchzusetzen. Da das Angebot von zusätzlichen Subventionen der Länder abhängt, ist aber unklar, ob es tatsächlich zustande kommt. Bislang haben sich erst wenige Verkehrsverbünde auf geplante Tarife festgelegt.

Auch die Fahrgäste der Deutschen Bahn müssen sich in diesem Winter auf eine Fahrpreiserhöhung einstellen – das machte Vorstandsmitglied Michael Peterson am Mittwoch deutlich. Er verwies auf die stark gestiegenen Energiekosten. »Natürlich werden wir Preise erhöhen müssen«, sagte Peterson am Rande der Präsentation eines neuen Zuges in Berlin. Die Bahn werde Ende des Monats über die Erhöhung informieren. Auf das Jahr gerechnet erwartet der Konzern zusätzliche Energiekosten von etwa zwei Milliarden Euro.

Üblicherweise steigen die Preise zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember. Für den Regionalverkehr der Deutschen Bahn außerhalb von Verkehrsverbünden und Ländertarifen ist schon eine Fahrpreiserhöhung von durchschnittlich vier Prozent angekündigt.

ani/dpa