Die Deutsche Bahn hat Dutzende Strecken in ganz Deutschland komplett gesperrt, auf mehr als 100 kommt es zu Einschränkungen. Das liegt an Problemen mit Betonschwellen, die nach einem Zugunglück in Oberbayern im ganzen Streckennetz geprüft werden. Bislang hatte die Bahn nur von "vereinzelten" Sperrungen und 165 "Problemstellen" gesprochen.

Das ganze Ausmaß der Einschränkungen geht aus einer Auflistung der Bahn-Tochter DB Netz hervor. Sie ist Teil einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des Grünen-Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel. Das Dokument liegt der Nachrichtenagentur AFP vor, zuerst hatte die Süddeutsche Zeitung darüber berichtet.

Dem Ministerium zufolge sind vorwiegend die Länder Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen betroffen. Probleme gibt es aber fast überall. Die Ursache sind jene Betonschwellen, die Anfang Juni zum Zugunglück bei Garmisch mit fünf Toten beigetragen haben könnten. Die gleiche Charge ist in vielen Bahnstrecken in Deutschland verbaut. Deshalb mussten bis Ende August 200.000 Bauteile geprüft werden.

31 Abschnitte sind noch komplett gesperrt

Die Bahn sieht inzwischen den Verdacht erhärtet, dass mit den Schwellen etwas nicht stimmt. "Erste vorläufige Erkenntnisse aus technischen Gutachten unabhängiger Prüfinstitute legen nun den Verdacht nahe, dass ein Herstellerfehler vorliegt", teilte der Konzern der SZ mit. "Die Schwellen weisen teilweise Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit auf."

Die Aufstellung des Ministeriums an den Grünen-Bahnexperten Gastel ist auf den 18. August datiert. Darin ist von 47 gesperrten Streckenabschnitten die Rede. Auf 118 Abschnitten mussten Züge demnach besonders langsam fahren. Nach Angaben der Bahn sind derzeit noch 31 Abschnitte komplett gesperrt.

Der Abgeordnete Gastel forderte die Bahn auf, die Probleme schnell und gründlich zu beheben. "Sicherheit hat ganz klar Vorrang", sagte der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion. "Die Deutsche Bahn muss jetzt alles daran setzen, die schadhaften Bahnschwellen zügig auszutauschen und die Langsamfahrstellen zu beseitigen." Diese trügen zu den vielen Verspätungen bei, auf manchen Strecken könnten deshalb überhaupt keine Züge mehr fahren. Die Bahn müsse "diese Erfahrungen mit den Betonschwellen nutzen, um die Qualität von Baustoffen und Bauteilen zukünftig besser überprüfen und sicherstellen zu können".